Grenchen und Biel bis 1925
Aus der Jugendzeit von Adolf Michel Sohn, in anderen Dokumenten auch Adolf Michel Adolf’s genannt, ist nicht viel bekannt, weder Werdegang noch Ausbildung. Aufgrund späterer Tätigkeiten ist anzunehmen, dass er eine Mechaniker- oder Uhrmacherausbildung genossen hat.
Die erste namentliche Erwähnung findet sich in einem Bericht zum Streik von 1914:
„1914 war die Michel AG der Ausgangspunkt des vom 24. Januar bis 9. Mai 1914 dauernden Streiks von 2‘000 Uhrenarbeitern, bzw. deren Aussperrung durch die Grenchner Fabrikanten. Es war ein erbitterter Arbeitskampf mit Provokationen hüben und drüben; u.a. wurde Michel jun. von Streikposten verprügelt, worauf Michel sen., seinem Sohn zu Hilfe eilend, mit einer Waffe aufkreuzte. „ [Gewerkschaftliche Rundschau]
Offizielle Aufzeichnungen zeigen, dass das Jahr 1919 sehr ereignisreich war:
Im März 1919 gründet er die Aktiengesellschaft Scilla A.G. mit Sitz in Grenchen mit einem Kapital von Fr. 100’000. Diese übernimmt dazu das Geschäft von „Rüefli & Tschui“ an der Kastelsstrasse 737 mit Aktiven und Passiven. Geschäftsziel ist die Uhrenproduktion. Adolf Michel Sohn ist Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift. Weitere Mitglieder des Verwaltungsrates sind Josef Tschuy, Fabrikant, von Grenchen sowie Alfred Favre, von Schelten bei Delsberg, Angestellter.
Im Juli stirbt die Mutter Elisabeth Michel-Vogt.
Am 26. September wurde Adolf Michel, Sohn, als Präsident des Verwaltungsrates der Firma Wartime A.G. gewählt. Weitere Mitglieder sind Fabrikant Edmont Robert-Tissot, von La Chaux-de-Fonds, Fabrikant Virgile Juillerat, von Chatelat, sowie Ernst Wiss, von Langendorf, als Direktor. Ziel ist die Fabrikation von Dreh- und Stanzartikeln. Josef Tschuy, bisher einziger Verwaltungsrat, ist ausgetreten. Der Sitz der Gesellschaft ist ebenfalls an der Kastelsstrasse 737. Später wurde die Produktion an die Staadstrasse verlegt.
Am 30.September heiratet er in Biel Lina Poupon, Tochter von Paul Joseph Etienne Poupon von Charmoille (JU) und Estelle Berta Grandjean-Perrenoud, Comtesse Charmoille. Als Wohnsitz wird noch 1925 die ehemals für Oberst Louis Kramer erbaute Villa mit grossem Garten an der Neuengasse 23 in Biel angegeben.
Nach dem Austritt aus der A. Michel A.G. per Ende 1919 gründet er mit dem Kapital von Fr. 492’000 die Favoris Watch Co. mit Sitz im AM-Gebäude an der Schützengasse. Seine Frau Lina erhielt 150 der 492 Aktien. Mitglied des Verwaltungsrates war neben ihm wieder Edmont Robert-Tissot. Adrian Michel, Betriebsleiter in Walde, amtete als technischer Direktor, ab November 1922 mit Prokura.

Im Oktober 1920 wird Adolf Michel, Sohn, als Verwaltungsrat mit rechtsverbindlicher Unterschrift in die Firma Estima mit Sitz in Biel gewählt. Diese Aktiengesellschaft war erst am 1. Mai 1919 von Louis Assola, von Albino, Bergamo Italien, gegründet worden. Zweck war die Fabrikation und der Handel mit Uhren, der Geschäftssitz befand sich an der Industriegasse 2 in Biel.
In den Jahren 1920 – 1922 wurden Im Schweizerischen Handelsamtsblatt verschiedene Marken, Patente und Modelle eingetragen.
Die 1921 einsetzende Krise war den verschiedenen Geschäften von Adolf Michel, Sohn, aber abträglich. Dazu kamen ausstehende Kundenzahlungen (nicht einlösbare Wechsel für Uhrenlieferungen). So ging Adolf Michel, Sohn, im Februar 1923 in Konkurs, der Nachlassvertrag wurde gerichtlich bestätigt. Im Oktober 1923 traf es dann auch die Favoris Watch Co. mit einer Nachlassstundung, Nachlassvertrag (Prozentvergleich) und der Liquidation im Jahr 1924.
1924 schied Adolf Michel, Sohn, aus der Firma Wartime A.G. aus. Die Firma wurde unter dem Namen Précise S.A. weitergeführt. Auch aus der Firma Scilla S.A. wurde er ausgeschlossen.
Genève 1925 – ca. 1935
Die nachfolgende Darstellung ist eine einfache Zusammenfassung und beruht auf einer schriftlichen Darstellung von Adolf Michel, Sohn, welche er 1942 in Bönigen verfasst hat [Kopie bei Adrian Michel].
Ab 1925 versuchte Adolf Michel, Sohn, in Genf Fuss zu fassen. Er zog mit der Familie dorthin und gründete die Fabrique de Montres SISSA S.A. mit Sitz in Petit-Saconnex, Quai de Saint-Jean N° 18. Das Aktienkapital betrug Fr. 5’000, der Zweck der Gesellschaft war die Fabrikation und der Handel mit Uhren. Die Gesellschaft wurde 1935, nach 5 Jahren Untätigkeit, aufgelöst.
1929 gründete Adolf Michel, Sohn, eine neue Firma unter dem Namen Micosa, ebenfalls mit dem Zweck der Fabrikation und dem Handel von Uhren. 1930 wurde die Firma umbenannt in Amicosa S.A. Der Sitz der Firma war an der Rue du Môle 40 in Genf. Abnehmer scheinen auch deutsche Firmen in Pforzheim gewesen zu sein. Ende 1933 ging diese Firma in Konkurs. In der Zeit der Wirtschaftskrise war es schwierig, ein neues Geschäft erfolgreich aufzuziehen. Zudem scheint die Ebauches S.A. keine Freude daran gehabt zu haben und behinderte dieses Vorhaben offenbar mit allen Mitteln (schwarze Liste, Dumpingpreises usw.). Auch eine Übernahme durch die Ebauches S.A. kam nicht zu Stande.
Daraufhin versuchte Adolf Michel, Sohn, in Thonon (Savoyen, FR) eine Ebauchesfabrikation aufzubauen. Dazu wollte er gebrauchte Maschinen aus der Schweiz nach Frankreich exportieren. Dies wurde offenbar durch einen hohe Ausgangszölle auf gebrauchten Maschinen verhindert.
Irgendwann in den Jahren 1935/1936 wollte er seine Rechte in Bern gegenüber dem Bundesrat Hermann Obrecht (früher Verwaltungsrat der Michel A.G.) vertreten. Dort wurde er verhaftet und einige Zeit in der Waldau interniert. „Attentatsabsichten hiess es damals im Démocrate jurassien! Eines Hirnkranken!“
1938 wurde Adolf Michel, Sohn, aus Frankreich und 1939 aus Holland ausgewiesen, gemäss seiner Darstellung auf betreiben der Schweizerischen Behörden.
Ab 1939 bis zu seinem Ableben 1955 lebte er in der Heimatgemeinde Bönigen von der Fürsorge und wurde zum Arbeiten angehalten (z.B. als Strassenwischer). Er versuchte zeitlebens erfolglos seine Rechte gegenüber der Ebauches S.A. durchzusetzen.