Paul Nenniger, † 1954

(Auszug aus einer Grabrede)

Rasch tritt der Tode den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben.

Vor zwei Wochen hätte es niemand für möglich gehalten, dass dieser Mensch, den wir zu Grabe tragen, heute nicht mehr unter uns wäre. Die Vorsehung Gottes hat die Hinterbliebenen sehr hart angegangen und uns einen lieben Mitarbeiter entrissen. Paul Nenniger ist im Kreise seiner vier Geschwister in Grenchen aufgewachsen, wo er alle Schulen besuchte.

Seine technische Befähigung machte ihm die Berufswahl nicht schwer. Nach Absolvierung seiner Lehre trat er in unsere Firma ein, wo er seit 27 Jahren tätig war. Schon bald wurden seine Vorgesetzten auf den jungen, strebsamen und intelligenten Arbeiter aufmerksam und liessen ihn zum Stellvertreter des Chefs avancieren. Vor zehn Jahren übertrugen wir ihm als Chef die ganze Verantwortung unserer grossen und vielseitigen Décolletage-Abteilung. Mutig, freudig und voll Zuversicht übte er das ihm übertragene Amt aus und es gelang ihm, alle Hindernisse aus der Welt zu schaffen und seine ihm liebgewordene Abteilung zu Namen und Ansehen zu bringen. Sein konziliantes Wesen und seine Tüchtigkeit machten ihn überall zum sehr geschätzten Chef. Fast könnte man meinen, die Last wäre für ihn zu gross gewesen und er hätte sich vorzeitig verbraucht. Seine Gesundheit war wohl nie eine ausgezeichnete. Noch am Tage der folgenschweren Operation, die sich äusserst notwendig aufdrängte, arbeitete er mit vollem Einsatz, und niemand hätte ahnen können, dass er die Fabrik zum letztenmal verlassen hätte. In den ersten Tagen nach der Operation, die einen unerwartet guten Verlauf nahm, schien alles gut zu gehen. Leider verschlimmerte sich sein Zustand von Tag zu Tag, die aufgestauten Leiden und Schwächen kamen zum Durchbruch und verzehrten seinen Körper in ungeahnter Heftigkeit und Schnelle.

Er hinterlässt eine grosse Lücke nicht nur in seiner [Familie und bei uns in der Fabrik, sondern auch im Turnverein, dessen langjähriges Aktiv- und Ehrenmitglied er war, und im Philatelistenverein, den er seit einigen Jahren präsidierte. Die gewerbliche Berufsschule verliert in ihm einen tüchtigen Fachmann und Lehrer.

Darüber hinaus war er ein angenehmer Freund und Kollege, und viele junge Leute seines Berufes vermissen von jetzt an seine sichere, zielbewusste und überlegte Führung.

Was bleibt uns zu tun, als uns mit dem herben Schicksal abzufinden und ihm einen letzten Gruss und Dank für alle uns geleisteten Dienste mit ins Grab zu geben?

Tief ergriffen stehen wir hier und entbieten seiner lieben Gattin, seinem kleinen Sohn und seiner Familie unsere aufrichtige Anteilnahme an diesem unermesslichen Verlust.

Zum letzenmal nehmen wir von Dir Abschied, lieber Paul, und versichern Dir, dass wir alle, die wir Dich gekannt und geschätzt haben, Dich stets in bester Erinnerung behalten werden.

Die Erde sei Dir leicht.

[Ebauches Hauszeitung 1954]

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