Wohnhaus Schützengasse 81

Louis Müller erbaute 1910 das Gebäude Nr. 81 an der Schützengasse und fabrizierte Ankeruhren. Er beschäftigte zehn Arbeiter. 1919 ging das Gebäude an Adolf Michel über. [Heimatbuch Grenchen]

Warum Adolf Michel das Haus erworben hatte ist unklar. Zum damaligen Zeitpunkt war die Fabrik an der Schützengasse 30 bis 36 schon stark erweitert und die Villa an der Däderizstrasse schon umgebaut und vergrössert. Wollte er das Haus für einen Nachkommen nutzen?

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[Foto U. Roth 2015]
Eduard Wyss und Hans Wyss kamen 1916 von Frankreich nach Grenchen und gründeten hier eine Kollektivgesellschaft zur Fabrikation von Uhren. Zuerst befand sich das Atelier an der Quartierstrasse Nr. 10 und von 1917—1919 an der Zentralstrasse Nr. 64. 1920 erwarb die Firma das Gebäude Nr. 81 an der Schützengasse von A. Michel und fabrizierte zur Hauptsache Achttageankeruhren für Amerika. Die Firma beschäftigte zwölf Arbeiter und acht Heimarbeiter. [Heimatbuch Grenchen]

Für die Achttagesuhren Typ „Hebdomas“ verwendeten sie AM Kaliber, da AM ab diesem Zeitpunkt keine fertigen Uhren mehr herstellte. Diese Uhren wurden vor allem in den nordamerikanischen und englischen Raum verkauft.

1930 steigerte Amerika den Zoll für diese (fertigen) Uhren so hoch, dass dieser höher zu stehen kam, als der Preis der Uhr betrug. Das Geschäft verlegte sich daher auf die Fabrikation von normalen Ankerwerken für Taschen- und Armbanduhren. 1930 trat Hans Wyss aus der Gesellschaft aus und Eduard Wyss führte danach das Geschäft unter dem Zusatz «Octus» allein weiter. 1946 wurde die Firma in Octus Watch AG. umgewandelt. [Heimatbuch Grenchen]

Die Erhöhung der amerikanischen Zölle – zum Schutz der dortigen Uhrenindustrie – machte allen schweizerischen Uhrenfabrikanten stark zu schaffen. Fertige Uhren konnten praktisch nicht mehr dorthin exportiert werden, nur noch Rohwerke, die durch in Amerika ansässige Uhrenhersteller zu Fertiguhren verarbeitet wurden.

Die Gebrüder Eduard und Hans Wyss produzierten unter Anderem  fertige 8-Tagesuhren, ab 1930 auch unter dem Markennamen „Octus“, und „Octus Watch“.

Zifferblattseite und Werk eines „Octus Chronomètre“ in vergoldeter Schale

 

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