
Es gereicht sowohl dem Arbeitnehmer als auch dem Arbeitgeber zur Ehre, wenn sich in unseren Fabriken Leute befinden, die auf eine 40jährige Tätigkeit am selben Arbeitsort zurückblicken können.
Dieses Jahr dürfen wir unserem verehrten und äusserst pflichtbewussten Chef Fritz Kirchhofer zu diesem Jubiläum gratulieren und ihm Glück und gute Gesundheit wünschen auf seinem weiteren Lebensweg.
1893 kam Fritz Kirchhofer mit seinen Eltern von Tavannes nach Grenchen, wo er bald darauf als Welschschweizer die Primarschule besuchen musste. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich unser Fritz sehr gut, so dass er als einer der besten Bezirksschüler 1903 aus der Schule entlassen wurde.
Seine uns in bester Erinnerung verbliebenen Lehrer, wie Steinmann, Eberwein und Isely sowie auch Pfarrer Dick hätten es gerne gesehen, wenn er eine Lehrstelle in der solothurnischen Kantonalbank in Solothurn angenommen hätte. Leider scheiterte der Plan an den finanziellen Schwierigkeiten. Sein Vater war nicht in der Lage, für die Kosten aufzukommen und so musste Fritz Kirchhofer schweren Herzens in die Fabrik Obrecht & Cie. in Grenchen eintreten, wo er Gelegenheit hatte , verschiedene kleine Partien zu erlernen, zu einem Taglohn von drei Franken. 1905 entschloss er sich, eine einjährige Berufslehre als Tailleur bei Gebr. Baumgartner zu absolvieren und zwar ohne jede Entschädigung. 1907 leistete er seinen Rekrutendienst als Artillerist in Bière. Nach der Beendigung derselben konnte er wieder in die Firma Obrecht eintreten, wo er bald zum Chef der Taillage-Abteilung avancierte.
Im Mai 1911 offerierte ihm Vater Michel eine Stelle als Visiteur, dessen Angebot er freudig annahm. Die Firma A. Michel begann zu dieser Zeit mit der Roskopffabrikation, und Fritz Kirchhofer wurde ihr erster Chef. Nach dem grossen Streik von 1914 verlegte Vater Michel die Roskopfabteilung nach Walde AG und Fritz Kirchhofer besorgte die Einrichtung daselbst. Noch im gleichen Jahr brach der erste Weltkrieg aus und unser heutiger Jubilar musste von Frau und Kind weg zum Aktivdienst einrücken. Während den Urlauben war er wieder in Grenchen als Chef der Abteilung Mécanisme für kleine Ankerwerke beschäftigt. Damals zählte die Belegschaft kaum 100 Mitarbeiter. Es folgte dann der rasche Aufschwung, so dass Jahr für Jahr die Fabrik vergrössert werden musste. Die Produktion wurde gewaltig gesteigert und die Fabrikation umfasste alle Kaliber von 5 – 18‘‘‘ Anker und Cylinder. Immer treffen wir Fritz Kirchhofer auf einem verantwortungsvollen Posten, den er mir grosser Sachkenntnis und nie erlahmender Energie versah. Trotz der 12stündigen Arbeitszeit von 1903 bis 1909, der zehnstündigen von 1910 – 1916 betätigte er sich als fleissiger Turner und verhalf dem Turnverein Grenchen zu manchem Erfolg. Er erinnert sich noch sehr gut an die Petroleumlampen und an viele Begebenheiten, die sich aus dem Auf und Ab der Konjunktur ergaben. Ferien kannte er zur damaligen Zeit nicht, dafür aber waren er und seine Mitarbeiter mit dem Geschick der Firma aufs engste verbunden.
Trotz der vielen Wechsel in der Leitung der Firma seit dem Ableben des Gründers der A. Michel AG blieb Fritz Kirchhofer „seiner“ Fabrik stets zugetan, und treu und offen stellte er seine Kraft den jeweiligen Leitern zur Verfügung. Wir hoffen gerne, dass es so noch recht viele Jahre so bleiben möge!
Unserem Jubilar entbieten wir den Dank und die restlose Anerkennung von Seiten der Direktion, und wir wissen genau, dass alle diejenigen, die ihn kennen, ihn mit Hochachtung, Respekt und Liebe umgeben. [Ebauches Hauszeitung 1951]
Nachtrag: Fritz Kirchhofer vollendete am 9. April 1961 sein 74. Lebensjahr und trat am 30. April nach dem goldenen Arbeitsjubiläum (50 Jahre bei A. Michel) in den Ruhestand!